WEG Kentucky, 25.9.-10.10.10

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Zwischenresultate nach der Dressur

 

Med. vet. Selma Latif aus Bern absolviert zurzeit in der Klinik neben dem Horse Park von Kentucky ein Praktikum und kriegt so einiges rund um die WM mit - und erzählt uns hier ein paar Anekdoten aus dem Horse Park:

Eröffnungsfeier
Man hat sich auf eine riesige amerikanische Feier gefasst gemacht. Riesig war sie nicht, und das meine ich nicht abwertend, sie war dem Anlass angemessen. Amerikanisch fehlte aber nicht. Unzählige berittene Fahnenträger, eine Cheerleader-Nummer und urchige Bluegrass-Live-Musik.
Etwas seltsam sind solche Zeremonien schon: Man möchte das Publikum auf ein sportlich hochstehendes Ereignis einstimmen. Die Pferde, die hier ihr Können zeigen, gehören jedoch nicht unbedingt zu den sportlichsten ihrer Gattung: Araber, so faszinierend, dass sie nur durch stolzes Dastehen (was für heissblütigen Zeitgenossen gar nicht so einfach zu sein scheint) Begeisterung auslösen; Friesen, erhobenen Hauptes eine Quadrille vorführend, und noch grösseren Jubel als Mohamed Ali und Prinzessin Haya zusammen ernteten die in Kentucky heimischen Saddlebred Horses, allesamt mit wehenden Mähnen, operativ zum Stehen gebrachten, überlangen Schweifen und ihrer unverkennbaren Fortbewegungsweise. HH Haya, mit dünnem Stimmchen und schüchternem Lächeln wollte in Ihrer Rede klarstellen: „We are here, because we love the horse and therefore its welfare is our main concern“. Ach so.

Trainingsalltag
Ich habe eine etwas ungewöhnliche Leidenschaft was grosse Pferdesportveranstaltungen angeht: Anstatt die jeweilige Prüfung zu verfolgen, stehe ich am Abreiteplatz und beobachte, wie der allerletzte Feinschliff vorgenommen wird. Hier in Lexington habe ich sogar die Möglichkeit, den Reitern der verschiedenen Disziplinen beim Training zuzuschauen. Was „round and deep“ und die Nutzungsweise der Kandare angeht, scheinen sich die Dressur- und Westernreiter einig zu sein. Deshalb war es für Anky wohl auch ein Leichtes, mal eben die Disziplin zu wechseln.
Springreiter trainieren immer im Team, Dressurreiter, ausgerüstet mit ultramodernen Einzelkämpferfunkgeräten, werfen jedem, der es wagt, ihr Viereck zu betreten, tödliche Blicke zu.
Und ja, Totilas ist der Schönste.

Sheikh Mohamed und seine Gefolge
100 Pferde, 100 Reiter, 100 Meilen. Das braucht so einiges an Logistik. Die vollen Wasserkessel in der Cooling Zone standen jedoch schon beim Start im Morgengrauen in Reih und Glied, emsig wurden alle weiteren Vorkehrungen für die erste Pause von den jeweiligen Helfern der einzelnen Athleten in Angriff genommen. Gleich zu Beginn fiel mir die gigantische Überzahl an blau uniformierten Männern auf, denen ich nachdem die Sonne aufgegangen war, die Vereinigten Arabischen Emirate zuordnen konnte. Dann blitzte nämlich auch das riesige, weisse solide Zelt einladend auf, das im Bereich des Vetchecks aufgebaut war. Im Innern des klimatisierten und mit Perserteppichen ausgelegten Palastes konnte das Gefolge die mit GPS Sendern ausgestatteten Reiter auf den Plasmabildschirmen verfolgen. Allen voran HH Sheikh Mohamed, der das Rennen zum Schluss auf Platz 2 beendete, obwohl sich viele (der 45 Ausgeschiedenen) über das lahme Pferd des Sheikhs beim letzten Vetcheck beschwerten. Eine Reiterin wusste sogar zu berichten, dass beim einen Knie ein halber Knochen rausgeschaut hat. Ja wahrscheinlich. Soviel zum Pferdeverständnis, das auch in dieser Disziplin, wo doch das Wissen ums Pferd so gross geschrieben wird, nicht selbstverständlich scheint. Der Scheich ist dann nicht zur Medaillenvergabe durch HH Haya erschienen. Dafür unzählige Helferlein.

CC, wo bleibst du?
Wo ist Walther, bzw. wo sind die CC-Pferde lässt sich im Horse Park gut spielen, denn bei 900 Athleten und tausenden von Funktionären ist so einiges los. Ein paar Merkmale habe ich gefunden, die unverkennbar sind:

- Ein Pferd, das völlig gelassen und nur am Halfter mitten durch den Tumult des Horse Parks geführt wird
- Ein weiteres Pferd, das fürs Dressurtraining nicht mit vier Fellrandglocken und dicken Bandagen, sondern mit Vorgeschirr ausgerüstet wird
- Ein Springtraining, in dem kein einziger Sprung gerade angeritten wird